DRAWINGS Foto- und Videoarbeit des Projekts FÜNFTAGEWOCHE – realisiert während der AIR 2021 im Rahmen von Kunstfabrik4.0/Kulturhauptstadt2024
drawings: performatives Video, Fotografie, 2021
drawings nennt Maria Hanl das performative Video, das im Rahmen ihres Projektes FÜNFTAGEWOCHE in der alten Elektrizitätswerkstätte der Papierfabrik Steyrermühl entstand. Dabei wird „ZEICHNEN“ als ganzkörperlicher Prozess verstanden, bei dem die im Raum verspannten Textilbänder durch präzise Bewegungen immer aufs neue Bezugs- und Raumlinien aufgreifen und verändern. Diese Videoarbeit ist Teil einer installativen Anordnung, in der sich Hanl mit den Räumen dieses industriellen Erbes und dem Phänomen von Arbeit beschäftigt. Hanl ist in ihrer Auseinandersetzung an Prozessen interessiert. Aus dieser meist sehr offenen Reise entstehen analytische, klare und poetische Installationen.
FEAR IS LIMITING OUR MOVEMENTS IN MANY WAYS
Performative Foto- und Videoarbeiten, Text, Installation.
Unser Denken bewegt sich in einem Raum – in einem Sprachraum. Unsere fühlenden Körper sind in diesem Raum stets anwesend – als ganzheitliches Denkorgan. Diese installativen Anordnungen verstehen sich als künstlerische Reflexion auf das Zeitgeschehen und den persönlichen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen, die damit einhergehen. Mechanismen von Manipulation, die Macht der Sprache, Formen der Entleiblichung, die Produktion von Ängsten, die Rhetorik des Krieges usw. werden mit künstlerischen Mitteln analysiert und beleuchtet. Die Arbeit ist eine Einladung zum Dialog.
performative Foto- und Videoarbeiten, 2021/22 gezeigt im Rahmen von supermarket22, Stockholm, Schweden und auf der ParallelVienna2022
SO IST DAS IM KRIEG, Textarbeit, 2022 gezeigt als Plakate auf Litfaßsäulen in Wien & Salzburg (im Rahmen von Denken und Deuten, ein Projekt für den Öffentlichen Raum in Kooperation mit Anemona Crisan), 2023 gezeigt als „Public Gallery“ auf Banner bei Open Space Innsbruck (in Kooperation mit Anemona Crisan), 2024 gezeigt als Plakatarbeit in Venedig und Genua (im Rahmen von NoWeaponWorld)
Die Macht der Sprache, die mediale Vermittlung von Bildern und die auf dieser Basis konstruierten Wirklichkeiten sind Anlass, die eigenen Wertvorstellungen, Behauptungen, Entscheidungen und Ordnungen zu prüfen. Welches Medium käme für diese künstlerische Auseinandersetzung besser in Frage als das egalitäre Plakat, bzw. Banner, die sich im Laufe der Geschichte, jenseits von Ausstellungsräumen und Museen zu einer eigenständigen Kunstform etabliert hat?
Die Textarbeit „SO IST DAS IM KRIEG“ auf Banner und Plakate adressiert Menschen im Vorbeigehen, sucht Austausch im Öffentlichen Raum angesichts einer Medienlandschaft, die Krieg als einzige Lösung wieder salonfähig macht. Die Arbeit versteht sich als Beitrag zur Erweiterung einer positiven Debattenkultur. Denn diese scheint heute angesichts einer zunehmenden Konzentration der Medienlandschaft auf wenige Akteure wichtiger denn je.
Selbstermächtigung beginnt damit, sich selbst als eine Instanz zu begreifen, die fähig ist, eigenständig zu denken und zu handeln. Es beginnt auch damit herrschende Machtstrukturen zu hinterfragen und nicht als unumstößliche Verfasstheiten zu begreifen. Dieses Projekt ist ein Beitrag dazu.
(Danke an einen anonymen Förderer für die Unterstützung von Denken&Deuten in Wien&Salzburg und die gelungene Kooperation mit Kulturformat. Danke an das Team von NoWeaponWorld und allen beteiligten Künstlerinnen und Künstlern für den Einsatz für eine friedliche Welt ohne Waffen.)
DURCHGEHEN – ein künstlerisches Projekt im halböffentlichen Raum (initiiert von Maria Hanl & Elisabeth Frassl)
Wenn wir durch etwas durchgehen, kann das rein örtlich
gesehen eine Passage sein, die uns von einem Ort zum anderen führt. Im Sinne
von „durchmachen“ erleben wir neue Situationen, die uns vor neue
Herausforderungen stellen und im Sinne von „durchgehen bzw. prüfen“
stellen wir z.B. Überlegungen an, welche Dinge geändert werden können oder
geändert werden müssen. “Durchgehen” ist immer Bewegung. Bewegung bedeutet
Veränderung und Lebendigkeit.
In der chinesischen Philosophie ist der Begriff „tong“ ein zentrales Konzept des Denkens. „Tong“ kann übersetzt werden als „Durchgang“ und interessanterweise auch als „Kommunikation“. Das Leben selbst kann demnach als Korrespondenz verstanden werden. Dabei kommt es auf die Durchgängigkeit bzw. Durchlässigkeit der jeweiligen Person an, welche Intensität diese „Weltbeziehung“(Hartmut Rosa) auszeichnen kann.
Wenn eine Ausnahmesituation, plötzlich ein neues Licht auf alles Gewohnte, Routinierte, und scheinbar Selbstverständliche wirft, wenn nichts mehr wie vorher ist und wir uns fragen: was kommt danach? Dann befinden wir uns in einem Zwischenraum, in einem Durchgang der zum Innehalten einladen kann.
Dieses künstlerische Projekt ist eine Einladung an alle „Durchgehenden“ einen Ort neu und anders zu erleben. Nicht in seiner Reduktion als schnellstmöglich durchzuschreitende Passage von A nach B, sonder als eine Möglichkeit, im Fortschreiten von Ort zu Ort, Wissen über sich selbst und die Welt zu formen.
beteiligte KünstlerInnen: Claudia Bitter, Timo Brandt, Anemona Crisan, Elisabeth Frassl, Maria Hanl, Zenita Komad
Danke an Wiener Wohnen für die Kooperation
ICHDU
ICHDU, Textvideo, 2:34min, 2021 gezeigt im Oberösterreichischen Kunstverein im Rahmen der Ausstellung „Revue“
In diesem Video werden Fragen gestellt nach dem Verhältnis zwischen ICH und DU. Wie beeinflusst dieses Verhältnis unser Denken und unseren Bezug zur Welt ? Was passiert in einer Gesellschaft, die auf atomisierte, konkurrierende Individuen setzt, die parallel zueinander immer weiter streben ohne sich je zu berühren ? (inspiriert durch die Lektüre von Autor*nnen wie Martin Buber, Maurice Merleau Ponty, Adam Smith, Jenny Odell, Robin Wall Kimmerer, Luce Irigaray, Tim Ingold und anderen)
desire paths
lines, Fotografie auf Glas, 34,6 × 51,2 cm, 2020
„Subjekte und Objekte strukturieren Zeit und Raum“ schreibt der Soziologe Hartmut Rosa in seinem Buch „Resonanz“. Dabei sieht er Resonanz als einen strikt relationalen Begriff. Es lässt sich darunter auch ein romantisches Konzept verstehen, das sich den verdinglichenden Weltbegriffen des auf Berechnung, Beherrschung und Kontrolle gerichteten Rationalismus entgegenstellt. Mit meiner künstlerischen Arbeit kann ich hier gut anknüpfen, denn sie resultiert aus einer persönlichen Verarbeitung und Verdauung von Welt. „LINES“ entstand im Frühjahr 2020. Die Zeit des Lockdowns. Auf den Steinhofgründen in Wien – einem geschichtsträchtigen Ort – wurden in kurzer Zeit von vielen Menschen eine große Anzahl neuer Pfade in die parkähnliche Umgebung gezeichnet. Die Landschaft strukturierte sich neu. Neben den angelegten Wegen entstanden Pfade neben Pfaden: geradlinig, krumm, gebogen. Ich brachte in dieser Arbeit meinen Körper mit ins Spiel, wurde selbst zur Linie, zum Teil dieser Zeichnung. Als Mensch in eine komplexe, vernetzte, globalisierte Welt geworfen – im Spannungsfeld zwischen Individualität und Konformität, Macht und Ohnmacht, Struktur und Chaos – stellen sich immer grundsätzliche Fragen.