hciud
(eine Kooperation von Maria Hanl & Michaela Schausberger)

hciud – performative drawing (Bewegung, Stimme, Sound, Video), 2023




Sich einem Ort annähern
Artist in Residence, Kunstnarhuset Messen, Norwegen, 2023

performative Fotografie, Selbstauslöser, Ålvik, Norwegen

Viele, viele Steine am Strand erzählen von der Industrie einige Meter weiter. heute wird unter anderem Ferrosilicium hergestellt. Zum ersten mal machte diese Firma 1934 ordentlich Profit. 1934?
Sie verdienten am 2. Weltkrieg, an Vietnam, an Korea…erzählte mir Oeven, ein ehemaliger Arbeiter. Und heute?
Man kann in diesem Ort am Strand sitzen und umgeben von hohen Felsen, diese Fabrik und ihr globales Wirken völlig ausblenden. Man kann sich an den hübsch gestrichenen Häusern erfreuen, und sich der Illusion hingeben, dass die Welt hier ursprünglich und in Ordnung wäre. Dennoch ist sie es nicht. Der globalisierte Kapitalismus hat diesen Ort fest im Griff. Die Eigentümer der Fabrik sind heute längst aus China. Die Schiffe bringen das Rohmaterial aus Leirpollen, Tana (Norwegen) und das gewonnene Ferrosilicium geht nach Rotterdam. Von Rotterdam aus geht das Material in alle Welt – wohin genau ist ein Firmengeheimnis.

Danke an Kunstnarhuset Messen für die Möglichkeit und der Österreichischen Botschaft in Oslo und dem BMKÖS für die Unterstützung dieses Arbeitsaufenthalts.


Das Gewicht von Papier

War es im Rahmen der Residency 2021 in Steyrermühl vor allem der ORT, der Maria Hanl künstlerisch interessierte, kommen 2023 verstärkt die WORTE ins Spiel, gedacht als Sprache, die gesellschaftliche Verhältnisse benennt und beschreibt. Sprache kann Abhängigkeiten und Ausbeutungsverhältnisse ansprechen, sie kann jedoch auch das Gegenteil: sie verschleiern und hinter glatten Begriffen fast unsichtbar machen.

Vieles ist heutzutage „smart“ und auf den ersten Blick auf das Wohl der Menschen gerichtet. Maria Hanl blickt in ihrer Auseinandersetzung aus dem Blickwinkel einer bildenden Künstlerin hinter die Fassaden von Begrifflichkeiten. In ihrem Künstlerbuch „Mantra aus dem Anthropozän“ spielt sie auf Glaubenssätze an, die von vielen Menschen in einer neoliberal-kapitalistischen Welt selbstverständlich und daher oft unhinterfragt übernommen werden. Es stellen sich für die Künstlerin daher immer auch gesellschaftliche Fragen: welche Solidarität ist in einer Gesellschaft möglich, deren ureigenster Motor die Konkurrenz darstellt?

Eine Gesellschaft, deren wichtigster Wert der Profit ist, wird, in dieser Logik, selbigem alles unterordnen. Die Natur und der Mensch selbst verkommen damit zu Ressourcen, die es zu benützen, zu verwerten und zu kontrollieren gilt. Das Lebendige und die Verbundenheit mit dem Lebendigen werden dabei unweigerlich auf der Strecke bleiben.

Das von der Künstlerin geschaffene installative Setting, eröffnet Sichtweisen und Fragen, die uns Menschen an der Schwelle in ein Neues Zeitalter betreffen. Denn schließlich geht es um nichts geringeres, als um die Frage, wie wir als Menschen in dieser Welt sein möchten.

Das Material Papier (bzw. sein Rohstoff) und Elemente aus der ehemaligen Fabrik (wie Meßgeräte, Metallteile usw.) werden dabei von Maria Hanl geschickt in die Szenografie eingebaut, die sowohl Text, Video, Fotografie und textile Objekte miteinschließt.

Installationsanischt: Papiermachermuseum Steyrermühl, 2023
…so etwas wie Kartografie, Pestwurz, Traunufer, 2021

Wer spricht? Papierobjekt, 2023

temporäre Zusammenführung, Fundstücke, Texte, Fotografie, 2023
Mantras aus dem Anthropozän, Ppierobjekte, 2023
Erkennen wir die alten Muster im neuen Design?
textile Objekte und Fotografie, 2022-23






Eine Landschaft schaut mich an

Ich schaue in die Landschaft und es blicken mich sämtliche stumme Gesichter an: die für den Sommer mit grünen Abdeckungen versehenen Schneekanonen. Ein seltsamer, aber vertrauter Anblick. Ich kann sofort eine Verbindung zu einem menschlichen Gesicht herstellen und zu aktuellen Phänomenen, die unsere Gesellschaft betreffen: Anonymisierung, Atomisierung, Gleichschaltung, Technisierung, Monetarisierung. Wie verlorene Soldaten einer vergangenen Zeit scheinen diese Figuren die vorbeigehenden Wanderer zu beobachten. Den Blick dieser Figuren habe ich in mich aufgenommen. Er hat mich begleitet.

Es ist seltsam. wenn man als Künstlerin in einem 3000 Plätze fassenden Bergrestaurant zwei Wochen zum Arbeiten verbringt. Man kann tief in den Bauch einer Gesellschaft und Industrie hineinsehen, deren Teil man auf eine bestimmte Weise immer ist. Auf erschreckend klare Weise ist man mit all den Widersprüchen einer Gesellschaft verknüpft, deren Fundamente auf Ausbeutung und Gewinnmaximierung fußen.

Meine künstlerische Arbeitsweise betrachte ich als Beobachtung und Reflexion, bei der ich mich als Individuum immer wieder im Kontext zur Gesellschaft betrachte. Die auf diese Weise generierten Erkenntnisse, die hergestellten Verhältnisse und die gestellten Fragen sind kein Tanz um das eigene Ich, sondern der Versuch, diese Welt in all ihrer Widersprüchlichkeit zu begreifen. (SilvrettAtelier2022)

In welche Richtung? – performatives Video, 2022 (1min)
Installation, SilvrettAtelier2022-Bildraum Bodensee, 2023
Installation, Detail: Fundstücke, Text, Zeichnung, Fotografie, 2023
in die Landschaft zeichnen / eine Verbindung haben, Pigmentdruck auf Büttenpapier und Baumwolle 2022/23





personal mapping / field
Installation, Fotografie, Text

Isn´ t that obvious?
Humans need many good relationships with other humans
to stay healthy
Soziale Grafik, performative Zeichnung, FotoFLUSS, Wolkersdorf, 2023
Soziale Grafik, Detail, 2023





W/ORTE
Arbeiten auf Papier, Objekte, Video

Diese Arbeiten verstehen sich als künstlerische Reflexion auf das Zeitgeschehen und den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen, die damit einhergehen. Zentral ist dabei immer eine Suche nach Antworten auf die Frage, wer eine Geschichte erzählt, und wessen Geschichte erzählt wird.
Mechanismen von Manipulation, die Macht der Sprache, die Rhetorik des Krieges usw. werden mit künstlerischen Mitteln beleuchtet.

so ist das im Krieg – grafisches Gedicht, 2022
Tusche, Baumwolle, Buntsift auf Papier, 2022/23
wir sind so tolerant, Papier, Glas, Tusche, 2022
Feindbild – Acryl auf Baumwolle, günstig / 2022