DAHEIM

daheim
Foto-Objekt, Faden, Tusche, Stahlstifte
(Detail und Installationsansicht)
FLUSS – NÖ Initiative für Foto- und Medienkunst, 2020


DEPENDENCIES, RELATIONS, DIALOGS, FIELDS
installation, objects, video, performance

Menschen sind bei dem was sie tun oder tun könnten von anderen Menschen abhängig. Sie leben stets mit anderen zusammen, kommunizieren, stehen im Austausch, Wettbewerb oder Zusammenarbeit. Hanl untersucht mit reduzierten formalen Mitteln Fragen und Folgen die sich aus diesen Abhängigkeiten ergeben. Zeichnung, Objekt, Installation, Video und Performance dienen ihr dabei als Mittel zur Übersetzung dieser Reflexion.

In einer Art installativer performativer Praxis werden Dinge zueinander in Beziehung gesetzt und die damit einhergehenden Veränderungen von Bedeutung untersucht. Dabei wird der eigenen Körper – eingebettet in ein System von Bezügen und Verbindungen – mehr und mehr zum zentralen Referenzpunkt dieser Inszenierungen. Wünsche, Begehrlichkeiten, Ängste, Selbstinszenierung, Abhängigkeiten usw. werden als Möglichkeit verstanden, Dynamik und Veränderung von Gesellschaft zureflektieren. Der Körper ist so verstanden auch eine Art Speicherorgan für soziale Strukturen und Verhältnisse, die der Mensch einerseits schafft und die ihn andererseits formen.

Anhand von klaren, überlegten aber immer auch spielerischen Inszenierungen werden grundsätzliche Fragen menschlicher Existenz verhandelt. Dabei geht es auch um jene kaum greifbaren Räume, die zwischen Menschen entstehen, beziehungsweise, die sie durch Interaktion erschaffen.

 
Wandinstallationen, CSH Vienna, 2020


Installation 120 x 350 cm , CSH Vienna 2020

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body space drawing

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body space drawing
, Video, 6:26 min, 2019
Ausstellungsansicht: Kunstraum Waldhaus, Zürich, 2019
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personal mapping
video, objects, installation, embroidery

Ausgangspunkt dieser Arbeiten sind persönliche Beziehungsverhältnisse und der Versuch, diese mit den Mitteln der Zeichnung zu analysieren und in einen gesellschaftlichen Kontext zu bringen.
Das verwendete Material dient dabei als grafisches Element, das durch Spannen, Verknoten, Verdichten usw. Verhältnisse sichtbar macht. Dieser rationale Prozess der Visualisierung geht Hand in Hand mit dem Verlust von Information und Tiefe. Während die grafische Linie Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Punkten erzeugt, ist ihre Position niemals absolut und unterliegt permanenten Veränderungen. Die Dekonstruktion und Auflösung der ursprünglichen Netze schafft dabei neue – organische – Strukturen.

Die dynamisiche Veränderung von sozialen Bezugspunkten geht Hand in Hand mit der Individualisierung aber auch Singularisierung der Gesellschaft in der westlichen Welt. Norbert Elisas postuliert, dass das generelle Bedürfnis zum Zusammenleben mit anderen Individuen gegeben bleibt, auch wenn in der modern geprägten Gesellschaft das Ich-Ideal zur Norm, zum hoch geschätzten Wert wird. Egal wie individuell wir uns geben und geben müssen, haben wir doch immer das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung und Integration.

personal mappig ist der Versuch, die Dynamik von sozialen Beziehungen in eine künstlerische Sprache zu übersetzen, wobei diese Übersetzung den Prozess des Nachdenkens sichtbar macht. Ausgehend von individuellen Verhältnissen wird eine Reflexion über das Spannungsfeld von Individualität, Singularisierung und dem Bedürfnis nach Verbundenheit vollzogen. Die Intuition ist neben der Rationalität ein gleichberechtigtes Mittel der künstlerischen Forschung.

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Ausstellungsansicht: Bildrecht07, 2019 (Fotocredits: Eva Kelety)
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img_9680-webdialogs – variations of a structure objects and tape on wall, 2018
Installationsansicht: Bildraum07, 2019

img_8767-heller-web dialog-2, Video 0:27 min, 2018 / Installationsansicht: Bildraum07, 2019
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portfolio-personal-mapping-11-2018-151minimalistisches gegenüber, Video, 8:30 min, 2017 / Installationsansicht: Bildraum07, 2019
(Installationsansicht: Fotocredits: Eva Kelety)
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img_9704-web field, wallinstallation, Bildraum07, 2019
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wallinstallation, Vienna 2018
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wallinstallation, Cité internationale des arts, Paris 2018
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köpfe, Video 0:30 min, 2018,
Metallbänke, Talg und diverses Material auf Stein
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CONNECTIVE TISSUE OF TIME
paintings, prints, video

Das alte Maierhofgebäude der AIR Hotel Pupik in Scheifling, Steiermark zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass Zeichen der Vergänglichkeit nicht sofort beiseitegeschafft werden, sondern ihren Platz behaupten können. So hat die Dachhaut vereinzelt Löcher und bei starkem Regen tropft es von der Decke. Der Zustand des Gebäudes und die Kraft der Naturgewalten wurden von Maria Hanl in das Entstehen der künstlerischen Arbeiten maßgeblich einbezogen. Im Video „paintings of a rainy day“ malt der herabtropfende Regen – begleitet vom eigenen Sound – Bilder in die aufgebrachte Tusche auf Papier. Die bereits toten, in Spinnweben gefangenen Insekten wurden im Direktdruck unter dem Titel insect-prints zu zarten grafischen Anordnungen versammelt. sun is drawing a line for me ist eine Foto- und Videoarbeit die durch Beobachtung des Schattens an einem behelfsmäßig angebrachten textilen Regendach im Aussenbereich der Residence entstand.

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insect-prints, Tusche auf Papier, 14,8 x 29 cm, 2017
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paintings of a rainy day, Tusche auf Aquarellkarton, 2017
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paintings of a rainy day, Video, Sound, 2017
Ansicht: Pupik 17
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sun is drawing a line for me, Videostills, 2017

HEAVY METAL
Installation: kontaminierte Erden auf Papier, Buch

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Details, Erden auf Aquarellkarton, 2016/17
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Ausstellungsansicht, Galerie des OÖ-KV, 2018
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heavy metal, 2018
Buch zur Installation
47 Seiten, Leineneinband mit Glanzumschlag (realisiert mit einer Förderung des Landes OÖ)

Text: Georgia Holz
Der Boden unter unseren Füßen. Eine entgrenzte Topografie. Zu Maria Hanls Arbeit heavy metal (2018)

Wir leben in einer globalisierten Welt, die charakterisiert ist durch ein unauflösbares Geflecht von Ökonomien, kapitalistischen Bewegungen, permanentem Wachstum und einer kalkulierten Ausbeutungsmaschinerie, die nach wie vor kolonialen Prinzipien folgt. Alles steht mit allem in Beziehung, die Verstrickungen dieser Vorgänge scheinen zu komplex um noch fassbar zu sein, und doch sind wir alle Akteure in diesem System. Schlagworte wie Anthropozän, Ökologie ohne Natur oder New Materialism stehen für Diskursbildungen, die versuchen, diesen komplexen Problemfeldern gerecht zu werden, zu einer Debatte beizutragen und Begrifflichkeiten zu finden, die ein Erfassen des Status quo ermöglichen; ein scheinbar aussichtsloses Unterfangen.
Der überfordernden Komplexität dieser globalen Vorgänge und der anscheinenden „Untragbarkeit der Wahrheit“ begegnet die Künstlerin Maria Hanl in der Arbeit heavy metal mit „simplen Bildern“, die das Bekannte assoziieren und so einen Beitrag zur Reflexion leisten. Sie nimmt einen vermeintlich kleinen Ausschnitt in den Blick, der doch mit allem in Verbindung steht und symptomatisch für globale wirtschaftliche Gebarungen und deren Logik des Profits ist: der Boden. Letztendlich geht es immer um territoriale Ansprüche, die Nutzung des Bodens, den Abbau von Rohstoffen, optimierte Landwirtschaft und die in Kauf genommenen Auswirkungen, die diese Nutzbarmachung in unserer Umwelt hinterlassen.
Als Ausgangsmaterial für ihre Arbeit heavy metal dienen Maria Hanl Bodenproben, vorwiegend aus Europa und Afrika, von der Mongolei bis Sambia, die mit Schwermetallen kontaminiert sind. In Anlehnung an Keramikfliesen hat sie für den jeweiligen Boden Musterschablonen entworfen, mit denen sie die Erde auf Aquarellkarton aufbringt. Der Kulturboden trifft auf den vermeintlichen Naturboden. Den Bildern gegenübergestellt sind die GPS-Koordinaten der Orte der Entnahme, die jeweilige Bodenart (z.B. Grünland, Acker- oder Industrieboden etc.) und Daten zu Grad, Menge und Art der Belastung. Die Daten sind für Laien zu abstrakt, um daraus konkrete Schlüsse ziehen zu können, aber in Wahrheit ist es auch nicht wichtig zu wissen, woher genau die Proben stammen, da wir inzwischen die Gewissheit haben, dass weltweit kaum mehr ein Flecken Erde existiert, der unberührt und nicht vom Menschen beeinflusst ist. Neben den Fliesen, als alte Kulturtechnik ein Symbol für kulturellen Boden schlechthin, verweisen die technischen Daten auf ein globales, wirtschaftliches System, das durch Streben nach Optimierung und permanentem Wachstum alles auf zerstörerische Weise durchdringt.
Maria Hanl geht es nicht darum, ästhetische Bilder für schwer zu fassende Entwicklungen zu finden, sondern darum, das Dilemma unserer Involviertheit, der wir uns ohnehin nicht entziehen können, sichtbar zu machen. Die Künstlerin arbeitet gegen unsere „Verdrängungskultur“, wie sie es nennt, an. Sie sensibilisiert uns über vertraute Bilder dafür, dass auch das vermeintlich Nahe und Lokale längst irreversibel von globalen Mechanismen vereinnahmt wurde, für die die Freisetzung toxischer Substanzen nur die kalkulierbare Nebenwirkung einer angemessenen Methode und der rationalsten Lösung für ein spezifisches Problem ist.

materialisierte zeit
fotography, objects, video

Bei der Übernahme einer Wohnung in Wien waren sämtliche Dinge der verstorbenen Vorbesitzerin in den Räumen präsent. Auch die, für diese Arbeit verwendeten, von Hand gehäkelten und gestrickten Spitzendeckchen. In diesen fotografischen Arbeiten erodieren diese Objekte, werden brüchig, verschwimmen und lösen sich auf…
Vergrößert auf schwarze Stoffbahnen gedruckt ähneln sie jedoch Planeten, die in der Unendlichkeit schweben.

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materialisierte zeit, Fotografie und Tusche auf Textil Größen variabel, 2014/17/19
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erosion-2018-2-28
erosion, Tisch, Puzzle, 2014/16
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erosion, Rauminstallation: Fotografie, Objekte, Video
Ausstellungsansicht: masc foundation 2016